Anfang 2019 hatte Sven die Idee: "Warum fahren wir dieses Jahr nicht mal durch Deutschland?"
Wir würden mindestens 3 Überführungstage per Anhänger oder Autozug sparen. Also ging die Planung Richtung Südwesten an die Mosel, durch die Eifel nach Luxemburg und anschließend in die Vogesen.
Auch wenn wir uns ursprünglich wegen eines möglichen Dauerregens (s. Lunigiana 2018) spontan in der Unterkunftsfrage und für das endgültige Zielgebiet entscheiden wollten, wurden die Hotels schließlich doch 2 Wochen vorher reserviert, als die langfristigen Prognosen eine zunehmend stabile Wetterlage vorhersagten.

Vom 12. bis 22. Juni 2019 ging es dann auf Tour durch deutsche und südwestlich angrenzende Gefilde.

Die gesammelten Linseneindrücke unserer Tour findet sich auch in der Galerie.



Tag 1: Ratzeburg - Wienhausen/Celle



Am Mittwoch, den 12. Juni trafen wir uns in Ratzeburg. Die Abfahrt verzögerte sich nur unwesentlich wegen eines undurchlässigen Benzinhahns an Dieters "Sevenfifty". Ganz entgegen der Tradition des Chronisten als Pannenorganisator sollte diese technische Störung die erste und letzte dieses Urlaubs sein.
Auf direktem Weg über Nebenstraßen erreichten wir die Zielgegend östlich von Celle: Kloster Wienhausen. Eine weitere Besonderheit ereilte uns an diesem ersten Fahrtag: ein kurzer Regenschauer - bis zum Ende unserer Tour der letzte Tropfen von oben, obwohl immer wieder um uns herum nässende Wolken drohten.
Nach einem Killschalterpils in unserem "Landhotel Klosterhof" unternahmen wir eine nach Ansicht eines prominenten Mitfahrers grenzwertig lange Wanderung zu einem 500 m entfernten Landgasthof, in dem wir vorzüglich zu Abend aßen.



Tag 2: Wienhausen - Sauerland



Auf meinem allmorgentlichen Rundgang habe ich (Hartmut) jenseits der Aller das schön restaurierte Anwesen rund um das Kloster Wienhausen besucht. Um 9.00 Uhr dann Abfahrt Richtung Weserbergland und Sauerland.
Die etwas eintönige flache Landschaft mit äußerst raren Serpentinen östlich von Hannover wandelte sich mit dem Beginn des Weserberglandes: weite Kurven, schöne Aussichten und die Weserquerung bei Grohnde mit einer strömungsbetriebenen "Gierseilfähre".
Der Besuch des Motorrad-Hotspots auf dem Köterberg bot zwar eine schöne Rundum-Aussicht, stellte sich aber ansonsten als abgerockte Location mit enttäuschendem Speiseangebot dar. Nicht ohne Grund meiden wir Treffpunkte von Motorradfahrern, wo wir nur können.
Nachmittags erreichten wir das Sauerland und haben bei Hartmuts Schwester in der Nähe des Diemelsees eine sonnige Pause eingelegt. Die Besichtigung des leidenschaftlich gepflegten Anwesens gipfelte in einer Badevorführung in der Kanarienvoliere.
Durch das "Upland", dem hessischen Teil des Sauerlandes, kurvten wir auf kleinsten Straßen am Diemelsee vorbei bis nach Schmallenberg, unserem heutigen Übernachtungsziel.
In dem familiengeführten Hotel "Zur Post" haben wir uns wohlgefühlt.





Tag 3: Sauerland - Mosel



Bei erneut strahlendem Sonnenschein sattelten wir die Pferde zum 9-Uhr-Glockengeläut der benachbarten Kirche. Durch blitzsaubere Dörfer und herrlich wellige Landschaft ließen wir uns durch das Siegerland und den Westerwald treiben, unterbrochen von einem ausführlichen Picknick mit unterwegs eingekauften lokalen Brot- und Wurstspezialitäten an einem Bach ("Bröhlbach" nördlich von Wissen) samt Wässerung von Hartmuts Astralkörper und anschließendem Powernapping.
In Neuwied überquerten wir den Rhein und erreichten nach einem Schlenker um den Laacher See die Mosel. Eine Stunde nach Ankunft im Mosellandhotel Waldeck in Burgen kam auch die Südfraktion an und wir schlürften das erste gemeinsame Bier im Garten der Unterkunft. Das anschließende Essen war der kulinarische Tiefpunkt unserer Reise mit einem ungenießbaren Fisch und weiteren lediglich des unmittelbaren Überlebens dienenden Kalorien. Auch hier zeigte sich wieder, daß viele Motorradfahrer (hauptsächlich holländische Wochenendtiefflieger) das Niveau einer Gastronomie in den Keller ziehen können. Die Zimmer mit dem Charme der 80er Jahre waren aufgrund des günstigen Preises akzeptabel.


... 1. Teil der Video-Doku ...


Tag 4: Mosel - Vulkaneifel



Am nächsten Morgen starteten wir auf feuchtem Asphalt unsere Mosel- und Vulkaneifelrunde. Direkt am Flußufer fuhren Horden von rentenunterstützten eBike-Fahrern, meist in größeren Gruppen mit Corporate-Identity-T-Shirts. Wir wählten eher die Nebenstraßen an den Moselhängen durch geraniengeschmückte Dörfer mit unzähligen Weingütern und -schenken. Wegen baustellenbedingten Streckensperrungen mußten wir auf die schönsten Strecken verzichten (z.B. von Traben-Trabach nach Longkamp). Genial war der Aussichtsturm Prinzenkopf in Pründerich mit einer Aussicht auf 4 "Moseln" gleichzeitig (s. nachfolgendes Rundum-Panorama).
Anschließend durchquerten wir die Vulkaneifel mit ihren charakteristischen kreisrunden Seen, den "Maaren", seit 25.000 Jahren durch Vulkanausbrüche entstanden.
Quartier bezogen wir in Alt Stadtkyll im Mühlenhotel. Beim örtlichen Italiener haben wir lecker gegessen.

Aussichtsturm Plünderich

mit der Maus am Desktopbildschirm oder dem Finger auf dem Touchscreen ist eine 360°-Rundumsicht möglich



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Tag 5: Vulkaneifel - Luxemburg



Wiederum bei Traumwetter nahmen wir die großzügigen Kurvenradien der Eifel mit schönen Ausblicken über die weitläufige Hügellandschaft unter die Räder. Mittags trafen wir am südöstlichsten Zipfel von Belgien auf die Our, ein romatisch mäanderndes Flüßchen im deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet. Diesem folgten wir bis in das mittelalterliche Vianden mit einer darüber thronenden Burg. Mit einem kleinen Bogen durch das felsig-waldige Münstertal, in dem es sich auch herrlich wandern ließe, gelangten wir zum Hotel St. Fiacre in Burscheid, unserem Basislager für die kommenenden 2 Nächte. Das engagierte Wirtsehepaar (er in der Küche, sie im Service) lies keine Wünsche offen.





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Tag 6: Luxemburg



Nach einem hervorragenden Frühstück kletterten wir auf unsere Maschinen und erkundeten das nördliche Luxemburg. Die Gegend ist gekennzeichnet durch Hochebenen mit dazwischen eingeschnittenen Flußtälern. Fast schweizerische Sauberkeit mit gepflegten Ortschaften und pickobello restaurierten Städtchen sowie herrlich kurvigen Straßen durch die abwechslungsreiche Landschaft mit beeindruckendem Wolkenkino begleiteten uns den ganzen Tag.
Kurz nach unserem nördlichen Wendepunkt der heutigen Strecke legten wir in Clerf eine stärkende Mittagspause in der Fußgängerzone ein. Hier war die Außenbestuhlung durch spezielle Edelstahlmarkierungen im Pflaster begrenzt und wurde vom Servicepersonal des Restaurants genauestens auf etwaige Grenzüberschreitungen überprüft. Ein weiteres Detail waren auch die digitalen Wegweiser in der Innenstadt, die bei wechselnder Beschriftung sich jeweils in Richtung der dann angezeigten Sehenswürdigkeit drehten - was für ein technischer Aufwand. Bei uns wären ein paar Holzschilder übereinandergenagelt worden ...
Zum Abschluss führte uns die Tour an den Obersauerstausee: die gestaute Sauer als Nebenfluß der Mosel ist Luxemburgs größtes Trinkwasserreservoir.
Im Hotel "Le Fiacre" haben wir ein gepflegtes Stiefelbier mit anschließendem leckeren Abendessen genossen. Auf der Terrasse hat uns der Hausherr zu später Stunde interssante Einblicke in sein Land gegeben: so bilden z.B. vor fast 50 Jahren als Arbeitskräfte angeworbenen Portugiesen heute ein sechstel der Bevölkerung Luxemburgs.




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Tag 7: Luxemburg - Vogesen



Heute standen die Durchquerung des Saarlandes und die Nordvogesen auf dem Programm. Das für uns alle landschaftlich überraschend schöne Luxemburg verließen wir über die altbekannte Mosel. Danach war die weiträumige Umfahrung von Saarbrücken etwas langatmig.
Die Nordvogesen empfingen uns mit sanften Hügeln. Hier sorgte diesmal Tim für Abwechslung: an einem unserer Rastplätze direkt hinter der französischen Grenze stieg er zwecks Befriedigung seiner bisherigen Offroadabstinenz auf seine Transalp, um eine ausgeschilderte Kapelle in einem Wald zu erkunden. Nach 100 m endete der spontane Ausflug in einer schlammigen Pfütze, in der sein Vorderrad eine unkorrigierbare Eigeninitiative entwickelte und es wieder einmal zu einer stabilisierenden Seitenlage von Ros' und Reiter kam. Zu bleibenden Schäden kam es glücklicherweise nicht.
Auf einsamen Kleinstraßen erreichten wir das Kloster Couvent Soeurs du Très Saint Sauveur in Oberbronn, eine große Anlage mit Hotelbetrieb und Seminarangeboten für kirchliche und weltliche Ruhesuchende. Außer uns waren noch einige Wanderer und 150 deutsche Nonnen zu Schweigeexerzizien untergebracht. Gerade die Nonnen prägten die einzigartige Atmosphäre und erwiesen sich trotz des eigentlichen Ziels ihres Aufenthaltes als fröhlich und kontaktfreudig. Die Verabschiedung am folgenden Morgen war sehr herzlich.
Den Abend verbrachten wir kulinarisch und konversationstechnisch auf der Terrasse eines naheliegenden Gasthofes.



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Tag 8: Vogesen - Schwarzwald



Nach dem Frühstück führte uns eine "Schwester vom Göttlichen Erlöser" durch das Gebäude der 170 Jahre alten Kongregation. Von hier aus wird die soziale Arbeit einer zurückgehenden Anzahl von Nonnen besonders in Afrika und Südamerika koodiniert. Von 6000 Schwestern zu Blütezeiten sind heute noch 1500 aktiv.
Unsere heutige Tour durch das Elsass begann entlang des Rhein-Marne-Kanals. Danach bogen wir nach Süden ab und folgten einer alten Bahnstrecke bei der Ortschaft Grand Soldat kilometerlang durch ein einsames Waldgebiet nach Osten in Richtung Strassbourg. Bei Gambsheim wurde der Rhein -nein: zum Leidwesen von Hartmut nicht mit einer Fähre, sondern auf einer profanen Brücke - überquert.
Bald ging die Rheinebene in den lieblichen Schwarzwald mit unzähligen Weinbergen über.
In Sassbachwalden fanden wir Unterschlupf in dem Traditionsgasthof "Talmühle" mit seiner (Michelin-) Sterneküche.
Ein traumhaftes Abendessen im parkähnlichen Garten krönte die bisherige Tour.






... 6. Teil der Video-Doku ...


Tag 9 Schwarzwald - Ellwangen



Auf meinem morgentlichen senilen Bettfluchtspaziergang traute ich meinen Augen nicht: die Fahrspuren der Hauptstraße waren in der Mitte mit einem wunderschönen Blumenband verziert. Und da kam die Erleuchtung: heute war Fronleichnam, ein bei uns im Norden unbekannter katholischer Feiertag. Seit 5.00 Uhr in der Früh war das ganze Dorf in Vereinsgruppen (Feuerwehr, Landfrauen, Gesangsverein, Sportverein etc.) unterwegs, um mit unglaublicher Akribie die Prozessionsstrecke zu schmücken.
Unser Weg führte quer durch den Schwarzwald nach Baiersbronn, wo wir uns schmerzerfüllt von Matthias verabschiedeten, der den direkten Weg nach Hause fuhr. Der Rest schlängelte sich durch das Neckartal und am Fuß der Schwäbischen Alb entlang nach Ellwangen. Auch heute hatten wir das Wetterglück der reisenden Engel: dramatisch drohende Gewitterwolken begleiteten uns in den Nachmittagsstunden. Kurz vor unserer Ankunft hat es in Ellwangen aus Kübeln geschüttet, wir selber blieben komplett trocken.
Fast schon traditionell haben wir den Abend mit den Eltern von Kai und Sven verbracht, diesmal im Brauereigasthof "Roter Ochsen".









Tag 10: Ellwangen - Kyffhäuser



Nach der Schrumpfung unserer Moppedgruppe auf die 5 Nordlichter nahmen wir den direkten Weg über kleine Straßen zurück nach Hause.
Im östlichen Unterfranken zeigte sich Bayern von seiner herausgeputzten Seite, der Thüringer Wald machte dagegen einen deutlich bescheideneren Eindruck. In der Herberge "Am Alten Bahnhof" am Rennsteig stärkten wir uns und ließen uns von dem rührigen Wirt in einem nicht enden wollenden Vortrag die Schönheit der Umgebung näherbringen.
Verkehrstechnisch etwas zäh war die Gegend um Erfurt. Schließlich gelangten wir aber entspannt zu unserem Tagesziel, dem empfehlenswerten Hotel Thüringer Hof in Bad Frankenhausen am Südrand des Kyffhäusers.
Das Abendessen haben wir direkt vor unserer Unterkunft auf dem zentralen Platz des Ortes genossen.









Tag 11: Kyffhäuser - Ratzeburg



Nach einem ausgezeichneten Frühstück folgte gleich der zweite Höhepunkt des Tages: der legendäre "Kyffhäuser". Aufgrund der frühen Stunde hatten wir die kurvige Strecke fast für uns allein, wo normalerweise die Knieschleifer-Karawane ihre Kreise zieht. Nach der Durchquerung des Ostharzes trennte uns nur noch die norddeutsche Tiefebene von den heimischen Gefilden.
Tiefe Entspannung, herrliche Landschafteindrücke, ideales Moppedwetter, keine gesundheitlichen oder technischen Probleme - auch dieses Jahr haben wir wieder alles richtig gemacht!









... 7. und finaler Teil der Video-Doku ...


Videoschnipsel Insta360 (Hartmut)