Die Eckpunkte unserer diesjährigen Tour: 02.06. bis 10.06.2013, Veneto, Friaul, Kärnten, Slowenien.
Das Video zur Tour könnt Ihr auf Vimeo anschauen.
Die Routen für Garmin, TomTom und Navigon findet Ihr als "Kaernten2013.zip [14 KB]
" hier.
Kärnten 2013 auf einer größeren Karte anzeigen
1. Tag (München - Bruneck - Tonadico) 391 km
Wir hatte uns mit salami-käse-weinvollen Mägen gerade im Autozug bequem gemacht, als die Durchsage kam, dass aufgrund der Hochwassersituation in Österreich bereits in München statt Bozen Endstation ist. Bereits gegen 01.00 Uhr waren wir wohl in München, wurden aber erst um 6.00 Uhr zu unseren verzurrten Schätzchen gelassen. Angenehm früh gegen 7.00 Uhr kamen wir los und erreichten bei ungemütlich nasskaltem Wetter kurz vor Mittag den Brenner. Unmittelbar mit den ersten italienischen Verkehrsschildern riss die Wolkendecke auf und die Fahrt nach Bruneck im Pustertal war wunderbar. Auf dem zentralen Platz trafen wir unsere Mitfahrer Kai und Matthias. Dann ging es quer durch die Dolomiten an deren südlichen Rand nach Tonadico im Cismontal. Abseits der Landstraße zum Cereda-Pass fanden wir über einen kleinen Schotterweg den familiären Bauernhof "Agritur Dalaip Dei Pape". Zunächst genossen wir ein kühles Bier auf der Panoramaterrasse und schauten uns auf dem Hof um: neben ausgedehnten Beerenplantagen gab es auch essbare Fauna incl. 2 Bisons ! Ein vorzügliches Abendessen (wunderbare Pastavariation mit anschließendem Käse-Wurst-Fruchtsoßenteller ...) schloss den ersten leicht unplanmäßigen ersten Tag erfolgreich ab.
2. Tag (Tonadico - Ravascletto) 244 km
Am nächsten Morgen wechselten wir bei kühlem, aber sonnig-wolkigem Wetter vom Cismon- in das Cordevoletal (jeweils südliche abfließende Dolomitenflüsse) mit Überquerung des Passo di Cereda und der Forcella Aurine. Nach diesen ersten 33 km folgte hinter Agordo der Passo Duran. Die Forcella Cibiana führte uns ins Cadore, eine Tallandschaft, aus der die meisten Eisdielenbesitzer in Deutschland kommen. Am Fuß der Sella Ciampigotto auf dem Weg zum Lago di Sauris überraschte uns der Hinweis auf eine Sperrung. Also ging es ein Tal weiter südlich über den Passo della Máuria und die Sella di Cima Corso nach Ampezzo. Hier nahmen wir den zahmen Priuso-Sattel und die Forcella di Monte Rest (Asphaltlindwurm!) unter die Räder und genossen nach dem Wechsel in das Arzino-Tal die einsame Sella Chianzutàn. Hier hatten wir mal wieder mit einer typisch alpinen Verkehrsbehinderung zu kämpfen: eine Schafherde in unserer Richtung - überholen unmöglich. Durch das Tal des Degano erreichen wir schließlich am Monte Zoncolan das "Hotel La Perla" für unser 2. Nachtlager. Fast wären wir im falschen Hotel abgestiegen, irgendwie hatte sich der Wegpunkt eines Alternativhotels bis zuletzt in der Naviroute festsetzen können.
3. Tag (Tonadico - Ravascletto) 261 km
In der aufgehenden Morgensonne erklommen wir in freiwillig-reduzierter Gruppengröße die Panoramica delle Vette, eigentlich vergleichbar mit der Assietta-Kammstraße, aber nicht so lang und nur im flach verlaufenden Mittelteil Autobahnschotter. Leider war oben auf der Höhenverbindung aufgrund ausgedehnter Schneefelder ein Weiterkommen unmöglich (Motorrad-Evakuierung). Trotzdem ein unvergessliches Panorama
mit beeindruckenden Wolkentürmen über den südlichen Berggipfeln der Norditalienischen Voralpen.
Wieder vereint gelangten wir über den Monte Zoncolan
(einer der schwersten Anstiege beim Giro d'Italia, interessante Beschilderung
), die Forcella di Liûs zum Passo del Cason di Lanza
(Lanzenpass – einsame einspurige Bergstraße, zwischen Paularo und Pontebba mit den klassischen italienienischen Hindernissen: über die Straße hängende Drahtseile von Waldarbeitern, umfahrbare Streckensperrungen, Schafherden -> s. ). Auch die folgende 30-km-„Klinke“ über die Sella Cereschiatis und die Sella Nevea war landschaftlich traumhaft einsam, das Wetter stabil und so gelangten wir rechtzeitig zur Cappuccinozeit an den kitschig-türkisfarbenen Lago del Predil
. Durch das slowenische Socatal (ebenfalls türkisgrünes Wildwasserrevier) und den Virsicpass (von russischen Kriegsgefangenen gebaute Kopfsteinpflasterkehren!) mit anschließendem Wurzenpass erreichten wir Kärnten und bezogen am Faaker See unser Basislager im "Dorfhotel Schönleitn" für die nächsten 5 Nächte.
4. Tag (Nockalmberge - Gerlitzen) 215 km
Ein Tag gänzlich ohne Schotter, über gut ausgebaute Straßen!
Zunächst führte uns die Route auf der östlichen Seite des Drautales auf ca. 1000 m Höhe zum Millstädter See, an dessen Ufer wir ein Eis genossen und den verzweifelten Lernversuchen auf einem Wave-Board hinter einem Motorboot zuschauen konnten. Die mautpflichtige 34 km lange Nockalmstraße (Nockberge sehen aus wie Klöße) wra leider touristisch etwas abgelutscht (Hochgebirgslehrpfad mit beidseitigem Holzgeländer um einen kleinen See herum ... grottenschlechter Cappuccino ...). Da ist das Friaul viiiiel authentischer. Nach der Fahrt durch das Gegendtal mit den Badeseen Feldsee und Afritzer See haben wir dann noch die Gerlitzen-Gipfelstraße (7 €) ausgekundschaftet, konnten aber nicht wie geplant über den Gipfel zum Nordufer des Ossiacher See ins Tal fahren, sondern mußten an der wilden Gipfelstationarchitektur (Lifte, Hotels, Restaurants - alle auf die Kuppe gequetscht) umkehren.
5. Tag (Karawanken) 255 km
Vom Faaker See aus führte uns die Route zunächst auf gut ausgebauten Straßen durch das Rosental. Die Gegend um Bad Eisenkappel hat uns mit ihrer abgeschiedenen Urtümlichkeit fasziniert (Uznik- und Schaida-Sattel
, Trögener Klamm). Eine zünftige Jause gab es im Gasthaus „Zum Florian“
, anschließend lauschten wir den ausgedehnten Anekdoten des Besitzers in seinem kleinen Motorradmuseum
. Bei jeder seiner Maschinen konnte er von erfindungsreiche Sackgassen der Motorradentwicklung berichten (Verlustschmierung mit Handpumpe bei Bergauffahrten, hochklappbarer Beiwagen als Umwandlung zur Solomaschine etc.). Kurz vor dem Seebergsattel bogen wir links ab zum abgeschiedenen Paulitschsattel nach Slowenien
. Die folgende 30 km „Makadam“-(Slowenisch für „Schotter“)-Piste durch die Karawanken war eine ganz eigene verkehrstechnische Erfahrung. Es schloss sich die Fahrt durch das schluchtartige Tal der Meza an, bevor wir wieder Österreich erreichten. Auf der Rückfahrt zum Faaker See haben wir noch einen Schlenker zum Wörthersee eingebaut.
6. Tag (Pokjluka) 216 km
Als südöstliche Runde von unserem Hotel Schönleiten aus führte die Route zunächst über den relativ unspektakulären Wurzenpass nach Kranjska Gora in Slowenien. Danach genossen wir die Bilderbuchlandschaft auf der Hochebene um Pokjluka
. Am türkisgrünen und wunderbar ruhigen Wocheiner See
(Bohinjsko Jezero) habe ich die Bademöglichkeit getestet (Wassertemperatur ca. Fingerhutgröße!), außerdem gab es ein zünftiges Picknick am Südufer
. Durch einsame slowenische Täler gelangten wir über Trzic zum Loiblpass und auf der nördlichen Seite des Rosentals zurück zum Hotel.
7. Tag (Gailtal - Windische Höhe) 191 km
Am letzten Tag geleiteten wir Kai und Matthias ein Stück auf ihrem Weg nach Bruneck. Um den langweiligeren Weg durch das Gailtal möglichst kurz zu halten fuhren wir über Bad Bleiberg (Hochtal mit ehemals intensivem Bergbau) und trennten uns tränenreich kurz vor dem Pressegger See. Der verbliebene Rest machte sich auf den Weg in die Berge zur Egger Alm. Leider war die kleine Forststraße mit Auftrieb einer Pferdeherde (!) nur eine Sackgasse, da ein kleines Verbindungsstück zwischen den östlichen und westlichen Rampen privat und somit gesperrt war. Es folgte die nette Strecke über die windische Höhe ins Drautal. Der Schlenker über Ebenwald an der östlichen Flanke des Drautales erwies sich als Geheimtipp: idyllisches Tal, freundliche Bewohner, immer wieder neue Ausblicke in die traumhafte Landschaft bei bestem Sonnenwetter und faszinierenden Wolken. Vor der Rückkehr ins Hotel mit intensiven Wellnessaktivitäten nahmen wir noch die mautpflichtige Villacher Alpenstraße unter die Räder.
8. Tag Villach - München (365 km)
Österreich war noch immer für den Zugverkehr blockiert, also machten wir uns eigenrädrig auf den Weg zur Abfahrt des Autozuges aus München. Über Weißbriach wechelten wir in das Drautal und gelangten über den Iselsberg in das Mölltal zur Mautstelle der Großglocknerstraße. Das Wetter war trocken, aber bedeckt mit hochprozentiger Regenwahrscheinlichkeit. Aber welch Überraschung: die Königin der Alpenstraße zeigte sich sonnig mit tollen Wolken, teilweise unterhalb unserer Strecke. Der Besuch der Franz-Josephs-Höhe gab den Blick frei auf die erschreckend spärlichen Überreste des einst riesigen Pasterzengletschers. In diesem Jahr hielt der Rückgang um 100 Meter den Rekord im ganzen Alpenraum. Durch das Pinzgau (Hartmuts Kinderstube) konnten wir über die Autobahn ab Kufstein sämtliche Hochwassersperren elegant umfahren und waren rechtzeitig zur Abfahrt unseres Autozuges am Nachmiitag am Bahnhof München Ost.

