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2018 zeigten wir unseren Maschinchen zunächst vom 6./7. bis 10. April eine wenig bekannte Gegend Italiens: die Lunigiana, der äußerste nordöstliche Zipfel der Toskana in den Ausläufern des Appenin.

Auf der Hinfahrt übernachteten wir bei den Eltern von Kai und Sven nach einem warmherzigen Sektempfang und anschließender ausgezeichneter schwäbischer Kost in der "Kanne" in Ellwangen.
Um kurz vor acht am darauffolgenden Morgen haben wir uns bei frischem sonnigen Wetter auf den Weg "Genitalien" gemacht, gestärkt mit leckeren Butterbrezeln.

Die Schweiz wurde wegen erschwerter Anforderungen an die Anhängevorrichtung und doppelter Autobahn-Maut für Gespanne gemieden.
Nach 780 Kilometern mit Kleinstserpentinen am Schluss wurden wir herzlich im Agriturismo "Saudon" empfangen. Gigliola mit Ihrer Schwester (beide um die siebzig) führen seit 2002 mit viel persönlichem Einsatz das individuell gestaltete Anwesen: Überall verwinkelte Anbauten mit Sitzgelegenheiten und ländlichem Charme am Rande des kleinen Dorfes Pozzo hoch über dem Val di Magra mit 270° Blick auf die Apuanischen Alpen.

Zum Abendessen gab es Coppa, Gurken und Kräutertarte als Vorspeise, danach hausgemachte Lasagne, Lamm und Salat und zum Dessert Pannettone mit Eis. Den ausgedehnten Abschluss des Tages bildete eine von Sven organisierte Grappa-Mirabellenbrand-Verkostung. Warum mit zunehmender Dauer der Konversation das Verständnis der Zusammenhänge der Synthese von natürlichen Cyclohexanolen (Dissertationsthema von Tim) einfacher wurde, bleibt ein Geheimnis.

Unser erster Ausflug sollte am nächsten Morgen in die Berge der Emilia-Romagna führen bei vorhergesagten sonnigen 20 Grad. ‎
Um halb zehn waren wir bereit für die erste Herausforderung des Tages: Meine (Hartmuts) erste Panne dieses Urlaubs! Der Salznebel auf deutschen Autobahnen hatte sich durch nachlässige italienische Dichtungen seinen Weg in das linke hintere Blinkgehäuse der Ducati gesucht und sein zerstörerisches Werk an einer Blinkerglühlampe vollendet. Aber die italienischen Tankstellen sind scheinbar zwangsläufig gut sortiert und konnten mit Ersatz der Glühlampe incl. Sicherung dienen. Nach fachkundiger Diagnose und Therapie unserer Ingenieure (besonderer Dank an Kai) setzten wir die Fahrt über abgelegene Straßen fort. Hierbei stellten Frostaufbrüche, unvermittelte Schotterpassagen und engste Haarnadelkurven die größten Herausforderungen dar.

‎Der zweite Tourtag sollte auf besonderen Wunsch des Chronisten und Expeditionsleiters der 'Tag des Schotters' werden.
Über verschlungene Nebenstraßen erreichten wir ein einsames, von Landwirtschaft geprägtes Tal.
Während einer kurzen Pause an einem Aussichtspunkt passierte uns ein allgegenwärtiger Fiat Panda, der bereits 100 m vorher wild hupend und winkend mit einem einem breiten Lächeln an uns vorbeiknatterte. Später dann in einem kleinen Dorf saßen zwei Omas auf einer Bank und applaudierten unserem Oktett zu - welch offene Herzlichkeit, die uns hier entgegen gebracht wird.
Die dritte Szene an diesem Morgen erlebten wir bei einer Cappuccinopause nach Bewältigung des 'ligurischen Höhenweges - alta via dei Monti liguri': Auf Nachfrage konnte uns die Inhaberin der Bar nichts Essbares anbieten. Ihr schlechtes Gewissen war aber anschließend wohl so groß, dass sie uns auf die Schnelle noch ein paar Ravioli frittierte ...
Für die obligatorische Panne sorgte dann wieder der zuständige Tourteilnehmer ... na, wer errät es ... natürlich der Autor dieser Zeilen. In Ermangelung technischer Probleme habe ich dieses Mal den Tankrucksack einen Spalt offen gelassen ... Beim Im-Stehen-Fahren auf diesen 'ruppigen' Pisten rutschte mir ein Teil des technischen Inhalts heraus. Mein geliehenes Edelhandy steckte in einer auffälligen Socke und konnte bereits durch die hinterher fahrenden Kai und Dieter geborgen werden. Die nachösterliche Suche nach der Powerbank geriet indes schwieriger:
Tim, Matthias und ich fuhren den Schotterweg zurück (welch eine wunderschöne Strafe!) und konnten erst auf dem Rückweg das kleine Schwarze im Gras neben der Strecke entdecken.
Bereits gegen 14.00 waren wir wieder zurück bei Gigliola und haben den Nachmittag auf der Sonnenterrasse mit dem Lösen der Probleme dieser Welt verbracht.
Die Menuefolge am Abend ließ wieder einmal keine Wünsche offen:
als Vorspeise Käsequiche mit Schinken - Lammrippchen,
danach Putenschnitzel mit überbacken Rahmporree
und zum Abschluss Macedonia (Obstsalat) mit Creme brullet.
Früh ging es in die Federn.

Am nächsten Morgen dann wolkenverhangene Berge und Bindfaden-Regen. Es fogte eine Krisensitzung: Aufgrund der Wettervorhersage mit 3 Tagen Dauerschiff bei 12 Grad haben wir innerhalb weniger Minuten einstimmig beschlossen, zum ersten Mal in unserer 15-jährigen Reisetradition den ausgearbeiteten Plan zu ändern und am Alpennordrand die weiteren (sonnigen) Tage zu genießen.

Nach Mittag lies der Regen nach und wir haben noch einen Ausflug durch die Berge an den Golfo dei Poeti nach Tellaro unternommen. Bei kühlem und bedecktem Himmel wollte aber nicht die rechte mediterrane Stimmung aufkommen.

Äußerst schwer fiel uns am nächsten Morgen der Abschied von Gigliola und ihrer Schwester, die uns nach Strich und Faden kulinarisch verwöhnt hatten. Wir verluden die Moppeds und die Nordlichter machten sich alsbald auf den Weg ins Allgäu. Die Südwestdeutschen mit Hartmut als Dolmetscher warteten auf den reparierten Anhängerreifen, der doch unter einer Vollbremsung auf der Hinfahrt gelitten hatte und als Sondergröße erst mit dem Kurier im Laufe des Morgens angeliefert wurde. Die Fahrt verlief glatt mit nur kleinen zähflüssigen Abschnitten um Bozen. Ankunft im Hotel Edelsberg in Unterjoch gegen 20:30. Eine zünftige Brettljause sättigte die Nachzügler.

Das Hotel hat eine tolle Lage mit Blick auf die schneebedeckten Allgäuer Hochalpen. Die Zimmer waren schon etwas in die Jahre gekommen, insbesondere die kleinen Badezimmer. Das Essen war ausreichend, aber in dieser Hinsicht konnte der Unterschied zu Gigliola nicht drastischer sein.

In den folgenden 3 Tagen führten unsere Tagestouren zum einen in die Heimat von Kommissar Kluftinger rund um Kempten, zum anderen durch die nahen österreichischen Alpen (Tannheimer Tal, Plansee) nach Oberammergau und die Wieskirche am Nordrand der Allgäuer Alpen. Am letzten Tourtag nahmen wir uns die einsamen Wege im Bregenzer Wald vor mit einem spektakulären Blick über Bodensee.

Als Überraschungsgäste stießen dann noch für 2 Tage die Eltern unserer Garrels-Brüder zu uns, mit denen wir viel Spaß hatten.

Am Samstag, den 14.04. traten wir mit unseren Gespannen den reibungslosen Heimweg an.












Das Video 2018 (1): Lunigiana, Kennwort: Bovistop


Das Video 2018 (2): Allgäu, Kennwort: Bovistop