Übersicht

Die diesjährige Tour führte vom 17.6.2011 bis 26.6.2011 durch Ligurien und die französichen Seealpen.

Die Norddeutschen drangen per Autozug bis nach Verona, die Süddeutschen fuhren per Auto und Motorradanhänger bis Alessandria.

Am 18.06. haben wir uns am frühen Nachmittag in der verkehrsberuhigten Innenstadt von Parma auf mehr oder weniger ordnungswidrigen Wegen getroffen. Danach ging es durch die landwirtschaftlich dominierte Poebene und den Appenin nach La Spezia.

In den folgenden 3 Tagen genossen wir die "Cinque Terre " und das ligurische Küstenhinterland (Ausläufer des Appenin) mit mehreren Abstechern an die Küste.
Anschließend folgten 3 Nächte in einem Hotel in Valdeblore und wir erkundeten die beeindruckende Landschaft der Seealpen, der Haute Provence und des Süd-Piemonts.

landschaftliche Leckerbissen:
- die höchste asphaltierte Straße in den Alpen (Col de la Bonette, 2802 m hoch ), also noch höher als unsere bisherigen Gipfelerstürmungen: Col d'Iseran - 2770 m - , Kaunertaler Gletscherstraße - 2750 m - und die Großglocknerstraße - 2571 m - beeindruckende Schluchten in der Haute Provence (Gorges de Daluis und Gorges du Cians )
- die wichtigsten Rally Monte-Carlo-Pässe (Col de Turini etc.)
- einen Abstecher an die Cote d'Azur (Monte Carlo)
- unendliche Kurven auf kleinen und kleinsten Asphaltsträßchen in waldreicher mediterraner Umgebung
- fast jeden Tag ein Stückchen Schotter, allerdings mit unterschiedlicher Begeisterung

Für die allabendlichen Genüsse und das nächtliche Kräftesammeln hatten wir folgende Hotels gebucht:
1. Nacht: Locanda - Trattoria Dal Moccia in La Spezia
2. Nacht: Hotel Italia e Lido in Rapallo
3. Nacht: Hotel Ca' de Berna in Ballestrino
4.-6. Nacht: Hotel Valdeblore in Valdeblore
7. Nacht: Hotel Le Mirval in La Brigue in der Nähe des Tendepasses

Den Film zur Tour könnt Ihr Euch bei Vimeo anschauen

+++ Die Wegpunkte der Routen sind in verschiedenen Formaten (*.gpx, *.itn und *.freshroute) zum Download [3.097 KB] abgelegt. +++

Anfahrt


Tag 1: Verona - La Spezia 264 km

Poebene und Appenin

Die an Passstraßen eher arme Poebene (...) hatte dennoch ihren Reiz mit kleinen Asphalt- und Schotterwegen durch intensiv landwirtschaftlich genutzte Felder (u.a. Sonnenblumen und Reis).
Von der wunderschönen mittelgebiergigen Tour durch den einsamen Appenin existiert nur eine kurze Filmaufnahme.
Auf Schleichwegen kamen wir nach La Spezia zur schnuckeligen Pension "Dal Moccia" , wo wir mit Muschelpasta und gegrillten Meeresfrüchten unter einem dichten Blätterdach verwöhnt wurden.

 

Tag 2 (La Spezia - Rapallo) 211 km

Cinque Terre

Nach pünktlicher Abfahrt faszinierten uns zunächst die "Cinque Terre" , eine 12 km lange Bergkette an der Riviera levante mit 5 Dörfern (Weltkulturerbe: Riomaggiore, Manarola, Corniglia, Vernazza und Monterosso al Mare). Herrliche Kurven auf einspurigen Wegen, immer wieder mit grandiosem Blick auf die steil ins Meer abfallende Küste. Zwischen Sestri Levante und Rapallo folgten 110 km unendliche Kurven auf einer der schönsten Bergstrecken im Appenin zwischen Borzonasca und Parazzuolo und dem Paß „La Forcella“. In Rapallo lag unser Hotel zentral am Rande der Altstadt direkt am Strand gegenüber dem Hafen und dem Castello . Das abendliche Pizzaessen direkt an der Promenade war ein echtes, nicht nur kulinarisches Highlight nach dem Motto: besser sehen als gesehen werden ...

 

Tag 3 (Rapallo - Ballestrino) 228 km

Riviera

Der 3. Tag begann mit einer außergewöhnlichen Beendigung einer sehr gepflegten Übernachtung unserer Motorräder auf der Restaurantterasse des Hotels. Von Rapallo führten verschlungene Nebenstraßen rund um Genua über Sassello (Wiege der italienischen Amaretti-Gebäcks) nach Ballestrino an der Riviera ponente. Unter weitgehender Vermeidung der zähen Uferstraßen bot das bergige ligurische Hinterland Fahrspass ohne Ende (filmisch dokumentiert). Für eine entspannende Mittagspause bot sich der Passo del Faiallo am Ligurischen Höhenweg an. Aufgrund des zähen Verkehrs auf der Via Aurelia und der vorgerückten Stunde haben wir von Albissola bis Borghetto Santo Spirito die Autobahn benutzt.
Abends servierte uns der sehr zuvorkommende Hotelier in Balestrino ein traumhaftes Abendessen (ausführlich dokumentiert in der nachfolgenden Bildergalerie).

 

Tag 4 (Ballestrino - Valdeblore) 220 km

Hinterland der Riviera und der Côte d'Azur

Von unserem sehr ruhig gelegenen Hotel in Balestrino aus folgte wieder eine nicht enden wollende Kurvenorgie durch das ligurische Hinterland bis zur französichen Grenze über die Kammstraße des Col di Oggia nach Badalucco. Am Col de Vescavo erwartete uns eine Bilderbuchlandschaft mit blühendem Ginster und intensiv duftender Macchia . Durch die Schlucht "Gorges du Piaon" und über den Col de Turini (Nacht der langen Messer bei der Rally Monte Carlo …) erreichten wir unser Ziel in dem Wintersportort Valdeblore.

 

Tag 5 (Valdeblore - Valdeblore) 210 km

der Tag der "Col’s”

Nach einem sonnigem Frühstück führte die Route über eine breit angelegte Kurvenstrecke durch das Tinée-Tal nach Osten auf den einsamen Col de la Lombarde/Colle della Lombarda . An der italienischen Ostflanke besuchten wir die Wallfahrtskapelle St. Anna und erhielten von einem Geistlichen einen eindrucksvollen Überblick über die Geschichte des Ortes. In der Kapelle sind die Wände komplett mit Bildern und Briefen von Wallfahrern geschmückt, die ein Unglück mit gutem Ausgang erlebt haben (Krankheiten, Unfälle). Das gemeinsame Vater-Unser am Schluß war allerdings etwas zähflüssig - das werden wir vor der nächsten Tour nochmal üben ...
Durch das Stura-Tal mit den wilden "Barricate", 300 m tief eingeschnittenen Felsen, erreichten wir den Col de Larche / Colle della Maddalena. Nach einer Regenchauer bogen wir im französichen Jausiers nach Süden ab auf den höchsten Pass der Alpen, den Col de la Bonette. Wunderbar langgezogene Kurven führten durch die felsig-karge Urlandschaft auf über 2800 m Höhe zurück ins Tinée-Tal. Ein gemütlicher Abend im einzigen geöffneten Restaurant in Valdeblore beschloss einen eindrucksvollen Tag.

 

Tag 6 (Valdeblore - Valdeblore) 180 km

“Col’s” und Gorges

Der erste Höhepunkt des Tages war das spektakulär auf einem Felsen gelegene Dorf Rubion , gefolgt von den kurvenreichen, aber leicht regnerischen Col de la Couillole und dem Col de Valberg (wieder so ein französicher Wintersport-Retortenort). Abwechslungsreich war die enge Schlucht Gorges du Bachelard (roter Schiefer mit roh durch den Fels gehauenen Tunneln, leider nur videomäßig dokumentiert). Anschließend genossen wir die abgeschiedenen einspurigen Wege über Col de Félines, den Col de Trébuchet und den Col de St.-Raphael. Am Anfang der Ciansschluchten stand ein unmißverständliches Sperrschild , das wir mutig ignorierten und daduch eine herrliche Nebenstrecke zurück in das Tinee-Tal fanden. Auf dieser kleinen Straße fand ein Schaf-, Ziegen- und Eselauftrieb statt, den wir 2 Stunden nicht überholen konnten. Ein netter kulinarischer Abschiedsabend rundete den interessanten Tag ab. Lediglich ein deutscher Tischnachbar zwang uns alle seine privaten Vorlieben rund um Motorräder und Frauen auf ...

 

Tag 7 (Valdeblore - La Brigue) 210 km

“Rally Monte Carlo”

Nachdem wir uns von 3 unserer Mitfahrer verabschiedet hatten, fuhren wir zunächst nochmal den Col de Turini an, diesmal von Norden. Erhöhte Aufmerksamkeit erforderte dabei ein Amateur-Radrennen Paris-Nizza, bei dem wir teilweise bergab mit ca. 80 km/h von Radfahrern überholt wurden! Weitere Kurventänze folgten: Col de l’Orme près Lucéram - Col de Braus – Col de Castillon - Col St-Sébastiene près Sainte-Agnès (höchstgelegenes Küstendorf Europas mit fast 360° Blick, leider bei unserer Ankunft in Wolken gehüllt ) - Col de la Madone de Gorbio - Col de St-Pancrace. Monaco mit seinen schicken Frauen, Schiffen und Autos muß man gesehen haben, trotzdem waren wir froh, dem Verkehrsgewusel relativ schnell wieder entkommen zu sein. Bei einem kurzen Abstecher auf die italienische Seite der Riviera konnten wir das obligatorische Bad im Mittelmeer doch noch vollstrecken, allerdings mit einigen Hautratschern aufgrund der Dünung und dem scharfen Felsbewuchs. Über weitere Cols (Col d’Erc - Col du Perus - Col de Brouis) genossen wir anschließend die weiten Kehren im Roya-Tal nach La Brigue. Manfred und Hartmut hatten bei der Ankunft in unserem Hotel immer noch nicht genug und fuhren die schrillen 49 Kahren zum Col di Tende hinauf in den Nebel am Fort Central (alte italienische Verteidigungsfestung aus dem 19. Jahrhundert). Das Abendessen war wiedermal und dieses Mal besonders ein Rundumgenuß ...

 

Tag 8 (La Brigue - Alessandria) 218 km

Piemonte

Nach einem gemütlichen Frühstück fuhren wir von unserem Hotel in La Brigue zum Tendetunnel (Manfred und Hartmut wieder mit kleinem Schotterausflug über den Col di Tende). In gemütlicher Fahrt durch die Hügel zwischen Cuneo, Alba und Asti mit einem Abstecher nach Barolo (leider Rothenburg-ob-der-Tauber-mäßig kommerzialisiert) hangelten wir uns nach Alessandria zum Autozug, wo in einem wie nicht anders erwartet italienischen Organisationschaos die Verladung erfolgte.

Fazit der Tour: geniale Straßen, imposante Landschaft, nette Leute, tolles Essen -> da müssen wir eigentlich nochmal hin ...